Die verschiedenen Zustände des Rheins

Danken

Alle Texte und Erklärungen stammen aus dem großartigen Werk "RHIN VIVANT, Histoire du fleuve, des poissons et des hommes", das von Herrn Roland Carbiener, Honorarprofessor der Universität Straßburg, Herrn Laurent Schmitt, Geograph und Hydro-Geomorphologe, Professor an der Universität Straßburg, und Frau Annick Schnitzler, Honorarprofessorin der Universität Lothringen, verfasst wurde. Die Gemeinde Schoenau dankt ihnen für ihre Zustimmung, einen Teil ihres Werkes zu verwenden.

Die Übergabe eines seltenen Exemplars dieser "Karte über den Lauf des Rheins" an die Gemeinde durch Herrn Reinhold Hämmerle, Vermessungsingenieur und leidenschaftlicher Anhänger der Geschichte des Rheins zusammen mit seinem französischen Partner Benoît Sittler, anlässlich einer vom CEN Alsace organisierten Konferenz in Schoenau, war der ausschlaggebende Punkt für die Initiierung dieser Dauerausstellung. Die Gemeinde Schoenau ist Herrn Hämmerle für die Übergabe dieses Dokuments sehr dankbar und bedankt sich bei ihm.

 

 Zusammenfassung

I - Der vergletscherte Rhein ( - 20 000 Jahre)

II - Der wilde Rhein

III - Der begradigte Rhein

IV - Der kanalisierte Rhein

V - Der Rhein heute und morgen

 

Mit einem Einzugsgebiet von 185000 km² und einem durchschnittlichen Abfluss an seiner Mündung von 2200 m3/s steht der Rhein an erster Stelle der westeuropäischen Flüsse. Der als "Oberrhein" bezeichnete Abschnitt fließt zwischen Basel und Bingen (Rheinland-Pfalz) durch den "Rheingraben", einen 300 km langen und 30 bis 40 km breiten Einsturzgraben.

 

I - Der vergletscherte Rhein ( - 20 000 Jahre)

Der Rhein entstand aus dem riesigen alpinen Eisschild, der fast die gesamte heutige Schweiz bedeckte. Im Sommer, wenn ein Teil des Alpengletschers schmolz, breitete der Rhein sein Wasser ungehindert in den Oberrheingraben aus. Die gewaltigen Fluten führten große Mengen an Schwemmland mit sich und veränderten die Flussformen ständig.

Ein Grundwasserspiegel von außergewöhnlicher Größe

Das alluviale Grundwasser des Oberrheins ist eines der größten Trinkwasserreservoirs Westeuropas (80 Milliarden m3 im gesamten Oberrheingraben, davon 35 Milliarden m3 im Elsass).

Dieses Grundwasser ist ein außerordentlicher Reichtum und wir haben die Pflicht, es zu schützen und mindestens auf seinem derzeitigen Stand zu halten.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Grundwasser ein wesentlicher Faktor der Landschaften der Rheinebene ist, da sein Dach im Vergleich zur topografischen Oberfläche in geringer Tiefe liegt (zwischen 0,5 und 2 m), was das Vorhandensein der Feuchtgebiete im Grand Ried erklärt. 

 

II - Der wilde Rhein

Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren hat der Rhein seinen Lauf frei in einer Vielzahl von Armen gestaltet, bis zu den schweren Verbauungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Insgesamt wies der Wilde Rhein eine außergewöhnliche hydro-geomorphologische Vielfalt auf. Die Strukturierung des Ganzen war sowohl längs - zwischen Basel und Lauterbourg - als auch seitlich mit einer einzigartigen Palette von Seitenarmen organisiert. Da es kein effizientes Deichsystem gab, richteten extreme Hochwasser leider große Schäden an.

carte - carte du rhin

Lage des Untersuchungsgebiets am elsässischen Rand des Rheingrabens, hydrographisches Netz der ello-rheinischen Schwemmebene und Längssegmentierung, die insbesondere auf dem Flussstil des Rheins und den Hinterlassenschaften der Paläodynamik des Flusses und der Ill beruht (nach CARBIENER, 1969, 1983a; SCHMITT et alii, 2007c) 

 

III - Der begradigte Rhein

Die "Begradigung" des Rheins wurde von dem badischen Ingenieur Johan Gottfried TULLA (1770-1828) entworfen.

Auf der hier abgebildeten Karte des 1838 noch wilden Rheins ist der Entwurf des begradigten Flussbetts nach dem Plan von Tulla zu sehen. Die für die damalige Zeit angesichts der damals verfügbaren geringen technischen Mittel gigantischen Arbeiten wurden zwischen 1842 und 1876 auf der Strecke Basel-Lauterburg durchgeführt.

Neben der endgültigen Festlegung der Grenzen war das wichtigste Ziel der Begradigung der Schutz der Bevölkerung vor Überschwemmungen. Ein weiteres wichtiges Ziel der Begradigung war die Verbesserung der Bedingungen für die Schifffahrt.

Durch die Begradigungsarbeiten wurden sehr viele Mäander und Thalschlingen des Wilden Rheins durchschnitten, wodurch sich seine Länge auf der Strecke Basel -Lauterburg um 32 km bzw. 14% verringerte, wodurch sich sein Gefälle entsprechend erhöhte.

Um die Bevölkerung vor Überschwemmungen zu schützen, sah Tulla ein System unsinkbarer "Hochwasserdeiche" vor, die ein Überschwemmungsausdehnungsfeld mit einer variablen Breite von 1 bis 2 km abgrenzten. Diese Deiche sind auf deutscher Seite noch immer funktionsfähig. Auf der elsässischen Seite ist der hier vorliegende Abschnitt auf einer Länge von 20 km zwischen dem Gebiet von Sundhouse und dem Dorf Artzenheim gut erhalten.

Die Begradigung veränderte die Funktionsweise des Oberrheins grundlegend. Die fortschreitende Eintiefung des Rheins führte zur Auskolkung der Isteiner Schwelle, wodurch die Schifffahrt nach Basel ab 1900 blockiert wurde.

Nach der Begradigung des Flussbetts wurde der Verlauf des Thalstroms sehr beweglich und lokal flach mit großen Kiesbänken, wodurch die Schifffahrt zunehmend erschwert wurde. Es wurde beschlossen, die schiffbare Fahrrinne durch den Einbau von Bühnenspitzen von den Ufern aus auf eine Breite von mindestens 75 m zu reduzieren.

 

Die gesamten Begradigungs- und Regulierungsarbeiten schufen zahlreiche Arbeitsplätze in den Dörfern in der Nähe des Rheins. Auch in Schoenau lebten mehrere Familien von diesen Rheinberufen, die vom Amt für Schifffahrt und Rhein verwaltet wurden

 

IV - Der kanalisierte Rhein

Ziele, Struktur und hydro-geomorphologische Auswirkungen der Kanalisierung

Mit der Regulierung verbesserten sich die Schifffahrtsbedingungen erheblich, abgesehen vom Auftreten der Isteiner Schwelle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeichnete sich die Lösung einer lokalen Umgehung bei Kembs und dann bis Straßburg mit dem Grand Canal d'Alsace ab. Die von René Koechlin angeführten Mulhouser Industriellen verbanden dies mit dem neuen Ziel der Wasserkraftgewinnung.

Die zehn Wasserkraftwerke entlang der deutsch-französischen Strecke produzieren durchschnittlich 8,7 Milliarden kWh/Jahr, was etwa zwei Dritteln des Strombedarfs des Elsass entspricht. Was die Schifffahrt betrifft, so können in Straßburg durch die Schleusen 25 Millionen Tonnen Güter pro Jahr auf dem Wasserweg transportiert werden, in Basel sind es etwa 11 Millionen Tonnen pro Jahr.

Auswirkungen auf die Funktionsweise des Flusses

Die Gesamtheit dieser Veränderungen hatte sehr starke Auswirkungen auf die aquatische Umwelt und die Fischfauna ging stark zurück. In Bezug auf die Hydrologie ist die größte Auswirkung der Kanalisierung die Beschneidung von 130 km² Überschwemmungsgebieten. Da diese Flächen zuvor als Zwischenspeicher für Hochwasser dienten, erhöhte die Kanalisierung das Überschwemmungsrisiko, indem sie es flussabwärts verlagerte.

Die schweren Umweltbelastungen des Rheins

Die Verschmutzungen des Rheinökosystems, die den Lachs Ende der 1960er Jahre endgültig aus dem Rheinstrom verschwinden ließen, stammten von organischen Verschmutzungen und Öleinleitungen. Die chemischen Verschmutzungen der 1970er und 1980er Jahre haben das Leben im Fluss stark geschädigt.

 

V - Der Rhein heute und morgen

Korrektur der hydrologischen Fehler der Kanalisierung

Um die durch die Kanalisierung verursachten negativen hydrologischen Effekte zu beseitigen und insbesondere die Hochwasserkappungsfähigkeit wiederherzustellen, wurde 1982 ein deutsch-französisches Abkommen unterzeichnet. Sie zielt darauf ab, die Sicherheit der Anrainerbevölkerung am Unterlauf des kanalisierten Rheins vor dem größten Hochwasser (200 Jahre) zu erhöhen, wie es vor der Kanalisierung der Fall war.

Die Schaffung von französischen und deutschen Poldern dient der ökologischen Wiederherstellung, ebenso wie die deutschen Uferabsenkungen, auch wenn die Ziele des Hochwasserschutzes überwiegen.

Die französischen Rheinbewirtschafter haben ein ehrgeiziges Aktionsprogramm ausgearbeitet und am 5. Dezember 2019 unterzeichnet: den Plan "Lebendiger Rhein". In diesem Rahmen wurde die Studie zur Wiederherstellung des Wald- und Auengebiets von Marckolsheim bis Schoenau in Auftrag gegeben.

 

Die Wasseragentur hat den Aufruf zu Initiativen "Ich habe ein Projekt für den Rhein" gestartet, um jede Art von Aktion zu unterstützen, die den Akteuren und Bürgern den Fluss in all seinen Dimensionen näher bringt. Die Gesamtheit der hier vorgestellten pädagogischen Tafeln und der Empfang der Besucher sind Teil dieses Finanzierungsprogramms.